Einblicke in unsere tägliche Arbeit

An dieser Stelle berichten wir in loser Folge über die Arbeit der Geowissenschaftler, Geopark- und Bergwerksführer, Touristiker und Planer hinter den Kulissen des Geoparks. Freuen Sie sich auf neue Einblicke in unsere tägliche Arbeit am Schreibtisch, im Geopark, in den Besucherbergwerken und auf Forschungsgrabungen.

No. 3 – Steter Tropfen höhlt den Stein

Marienglashöhle, Friedrichroda, 18. Juli 2022

Heute sind wir in der schönen Berg- und Badestadt Friedrichroda am Nordrand des Thüringer Waldes und statten der Marienglashöhle einen Besuch ab. Wir sprechen mit Andreas Hacker, der seit einem Jahr Teamleiter und Bergwerksverantwortlicher für die Marienglashöhle ist.

 

Andreas, erzähl uns und den Besucherinnen und Besuchern doch mal, wie deine Arbeit in der Marien­glashöhle aussieht!

Wenn man so will, bin ich als Teamleiter für die Organisation des Besucherverkehrs, aber auch für die technische Instandhaltung und Sicherung der Höhle verantwortlich. Das fängt bei der Erstellung von Dienstplänen für das vierköpfige Team an, geht über regelmäßige Führungen, die Planung von Veranstaltungen wie Hochzeiten, Konzerten und Spezialführungen, weiter mit Sicher­heitsprüfungen in der Höhle sowie gegebenenfalls Reparaturen und Beraubungen. Jeden Morgen findet zum Beispiel eine Erstbefahrung statt, bei der eine Sichtkontrolle der Höhle gemacht wird. Wir prüfen dann, ob die Technik einwandfrei funktioniert, ob es Firstfall gab, die Gipsbrücken zur Kontrolle von Felsbe­wegungen intakt sind und so weiter. Wir kümmern uns aber auch um die Gebäude, übernehmen den Reinigungsdienst und halten die Außenanlagen instand – die Arbeit ist sehr abwechslungsreich und vielseitig, langweilig wird uns jedenfalls nicht.

 

Was macht dir an deiner Tätigkeit am meisten Freude?

Das sind unsere Besucher, die wir durch das ehemalige Bergwerk führen. Das sind immer andere Leute und keine Führung ist wie die andere. Mal führe ich eine Gruppe Kinder, mal überwiegend Erwachsene. Da muss ich schauen, was ich wie erzähle, damit von den Informationen, die wir hier über das Bergwerk bzw. die Kristallgrotte geben, auch was ankommt. Kindern spannende Geschichten über die Höhle zu erzählen macht mir sehr viel Freude, da sie sich leicht begeistern können. Und spannende Geschichten haben wir hier viele. Der Bergbau um Friedrichroda ist sehr alt und sogar Goethe kroch hier schon unter der Erde rum, ein paar Jahre bevor unsere herrliche Kristallgrotte entdeckt wurde. Im Übrigen war die Marienhöhle, so hieß sie früher, schon zu Zeiten des Bergbaus ein touristischer Anziehungspunkt. Als der Abbau von Gips und Anhydrit zu Beginn des 20. Jahrhunderts endgültig eingestellt wurde, wurde sie zur reinen Schauhöhle.

 

Was findest du an deiner Tätigkeit denn am Spannendsten?

In einem alten, auflässigen Bergwerk zu arbeiten ist allein schon spannend. Immer wieder etwas Neues über dessen Geschichte zu erfahren und dieses Wissen in unsere Führungen einzubauen, das reizt das ganze Team. Da gehört auch immer wieder Weiterbildung dazu, da hier ja Kultur- und Bergbaugeschichte, Geologie und Mineralogie zusammengehen und die Höhle untrennbar mit den Menschen, der Natur und der Geschichte Friedrichrodas verbunden ist. Das versuchen wir auch in unseren Ausstellungen vor Ort zu zeigen.

Die technischen Aspekte sind auch sehr wichtig. Für die Sicherheit der Besucherinnen und Besucher führen wir zweimal im Jahr sogenannte Beraubungen durch. Da werden kleinere Gesteinsbrocken von der Höhlendecke absichtlich gelöst, größere werden technisch geankert und so gesichert. Und das Bergamt kontrolliert auch regelmäßig unsere Höhle und die Sicherheit. Da sind wir immer mit dabei.

Wasserhaltung ist auch ein wichtiges Thema, wir pumpen es ständig ab, denn sonst würde die Höhle ganz schnell geflutet werden. Das viele Wasser aus dem Berg war auch damals schon ein Problem im Tagebau über der Höhle, da sollte der Herzog-Ernst-Stollen, also der heutige Eingangsstollen Abhilfe schaffen. Bei starkem Regen merkt man sofort, dass hier unten viel Wasser ankommt und das muss wieder raus. Dafür haben wir eine Pumpstation, die bis zu 80 l pro Minute abpumpen kann, das dann in einen Bachlauf außerhalb der Höhle eingeleitet wird. Dem vielen Wasser haben wir aber auch die Kristallgrotte zu verdanken. Durch den ständigen Zustrom von Oberflächenwasser wurde der Anhydrit aufgelöst, es bildeten sich wassergefüllte Kavernen und in dem hochmineralisierten Wasser wuchsen dann die Gipskristalle zu beachtlicher Größe. Dass die nicht vollständig abgebaut wurden, ist der Umsicht der damaligen herzoglichen Verwaltung zu verdanken, die den Abbau vorausschauend verboten hat. Sonst wäre heute nichts mehr davon da. Das sind die Geschichten, die wir unseren Besucherinnen und Besuchern hier näherbringen wollen. Bei uns kann man das Sprichwort "Steter Tropfen höhlt den Stein" tatsächlich erleben.

 

Gibt es auch Dinge, die nicht so schön sind?

Selbstverständlich gibt es die, wie überall. Ich würde mir manchmal ein wenig mehr Verständnis unserer Gäste im Hinblick auf die Führungen wünschen. Wir sind zeitlich an einen festen Ablaufplan gebunden, um kein Chaos zu stiften. Manchmal kommt es, bedingt durch den Besucherandrang in Stoßzeiten und starke personelle Auslastung zu etwas längeren Wartezeiten. Nicht Jede(r) bringt dafür die Geduld auf und wir bekommen dann schonmal den Unmut der Gäste zu spüren. Wir geben uns aber alle Mühe, den Betrieb so reibungslos wie möglich durchzuführen und in der Regel klappt das auch. Wir haben aber auch das Problem, dass wir Höhlenführer alle schon ältere Semester sind. Nach und nach werden wir den Staffelstab abgeben und wir suchen neues Personal. Das ist gar nicht so einfach, da ja vor allem die Ferien, Feiertage und Wochenenden die Zeiten sind, in denen die meisten Besucherinnen und Besucher zu uns kommen. Das geht dann nur mit größtmöglicher Flexibilität, und so jemanden zu finden, einzuarbeiten und auch zu halten ist schwer. Es muss halt vieles passen.

 

Was wünschst du dir für die Zukunft der Höhle?

Dass die Besucherinnen und Besucher auch weiterhin zu uns kommen und den Bergbau auf Gips und Anhydrit sowie die Geologie des Thüringer Waldes kennenlernen wollen. Die Marienglashöhle ist ein montanhistorisches Denkmal, auch wenn sie unter der Bezeichnung „Höhle“ läuft. Allein die Kristallgrotte ist schon eine Reise wert. In Zukunft wollen wir das touristische Angebot auch erweitern und zeigen neue Ausstellungsteile. Das geht aber nur, wenn wir den Betrieb personell sicherstellen können.

 

Andreas, vielen Dank für das Gespräch!


No. 2 – Grubenunterhalt

Besucherbergwerk „Hühn“, Brotterode-Trusetal, 13. April 2022

Wir sprechen heute mit dem ausgebildeten Bergmann und Betriebsleiter des Besucherbergwerks „Hühn“, Thomas Kaebel aus Brotterode-Trusetal. Er ist mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom Verein Bergbau und Heimat Trusetal e.V. unter anderem für Bergwerksführungen und den technischen Unterhalt des Besucherbergwerks verantwortlich.

 

Thomas, schildere uns doch mal, was ihr beim Grubenunterhalt, in der Bergmannsprache „GU“ abgekürzt, so macht.

Im Wesentlichen sind wir für die Sicherheit und Instandhaltung des Besucherbergwerks zuständig. Das fängt bei täglichen Sicherheitsüberprüfungen an, geht weiter über bauliche Instandsetzungen bis hin zur Messung von Gaskonzentrationen und die Sicherstellung einer guten Bewetterung des Bergwerks. Schwer wird die Arbeit vor allem dann, wenn massive Stempel erneuert und die Stollen neu verbaut werden müssen, damit unseren Besucherinnen und Besuchern auch ein sicheres Bergwerkserlebnis in Erinnerung bleibt und Ihnen nichts auf den Kopf fällt.

 

Wann macht ihr das alles?

Der Grubenunterhalt findet überwiegend im Winterhalbjahr statt, wenn der Besucherbetrieb noch ruht, also kurz vor Saisonbeginn. Dann haben wir alle Hände voll zu tun und beseitigen die Schäden, die eindringendes Wasser an den Holzeinbauten verursacht hat. Das Bergwerk verschlingt dabei Unmengen an Holz. Von Zeit zu Zeit müssen auch die technischen Einbauten wie Beleuchtung und Stromzufuhr für die Kompressoren überprüft werden. Eigentlich geht, wie in jedem Betrieb, immer mal was kaputt. Und wenn es nur eine kleine Glühlampe ist. Im Bergwerk ist aber selbst das eine Herausforderung, weil man nicht mal eben ins Materiallager gehen und Ersatz holen kann. Man muss sich gut überlegen, was man wie macht, weil die Wege teilweise weit und beschwerlich sind.

 

Bleiben wir beim Thema weite Wege. Wie weit reicht das Bergwerk eigentlich untertage?

In aktiven Zeiten konnte man von Atterode bis nach Atzerode laufen, also schon einige Kilometer. Heute geht das aber nicht mehr, denn die Stollen und Schächte stehen teilweise unter Wasser und sind größtenteils verwahrt, weil der Bergbau mit der Wende vor über 30 Jahren eingestellt wurde. Außerdem ist es lebensgefährlich, da die Stollen nicht mehr regelmäßig gesichert und auch nicht mehr ausreichend bewettert werden. Es wäre keine gute Idee, da reinzugehen!

 

Was würdest du als das Spannendste an deinem Beruf beschreiben?

Das ist ganz klar die Bergbaugeschichte rund um Trusetal, die wir unseren Besucherinnen und Besuchern näherbringen möchten. Hier in Trusetal und Umgebung wurde ja über Jahrhunderte Bergbau betrieben, wir haben also eine sehr reiche Bergbaugeschichte. Sehr interessant ist auch die vielfältige Geologie unserer Gegend mit ihren Erz- und Spatvorkommen – sie ist die Grundlage unseres Bergbaues.

 

Was wünschst du dir für die Zukunft des Besucherbergwerks „Hühn“?

Dass wir wieder mehr Besucher bei uns begrüßen dürfen! Das Besucherbergwerk „Hühn“ ist in der Region einzigartig und bietet viele spannende Entdeckungen und Wissenswertes über den jahrhundertelangen Bergbau am Südrand des Thüringer Waldes. Mittlerweile ist das Bergwerk ein kultur- und industriehistorischer Schatz geworden, den wir gern weiterentwickeln möchten. Das geht aber nur, wenn alle Verantwortlichen an einem Strang ziehen und sich darüber bewusst sind, welches Potential in unserem Bergwerk steckt. Dass Brotterode-Trusetal Teil des UNESCO Global Geoparks Thüringen Inselsberg - Drei Gleichen ist, stimmt uns sehr zuversichtlich, dass wir gemeinsam etwas erreichen können. 2020 konnten wir mit finanzieller Unterstützung des Landes und der Stadt bereits die marode Holzbrücke zum Spatbunker sanieren, aktuell ist der Trusetaler Bergbaupfad (GeoRoute 16) in der Überarbeitung und wir haben viele Ideen für weitere, spannende Projekte, welche die Attraktivität des Besucher­bergwerks erhöhen sollen. Sorgen bereitet mir allerdings der Nachwuchs an Bergwerks­führern und technischem Personal, also ausgebildeten Bergleuten. Das ist eine wichtige Baustelle, die wir mit der Zeit hoffentlich auch in den Griff kriegen. Wenn unser Konzept aufgeht und die Gäste zu uns kommen, dann sehe ich eine gute Zukunft für unser Besucherbergwerk.

Thomas, vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir und deinem Team ganz viel Erfolg bei Euren Vorhaben!


No. 1 – Sammlungsarbeit im Geopark

Besucherbergwerk "Hühn", Brotterode-Trusetal, 18. März 2022

Ob Fossilien, Minerale, Erze oder Gesteine – hinter jeder Ausstellung, Präsentation oder auch nur einem Foto steht die meist nicht öffentlich sichtbare Arbeit an den im Geopark vorhandenen Sammlungen. Dazu gehört eine fachgerechte Inventarisierung der Stücke vor Ort und in einer Datenbank genauso wie die fotografische Aufnahme zur Dokumentation oder für Veröffentlichungen. Diese Arbeiten unterstützt der Geopark-Geologe Stephan Brauner mit Fachwissen und Fototechnik – wie hier bei der Aufnahme der mineralogischen und historischen Sammlung des Besucherbergwerks "Hühn" in Brotterode-Trusetal.

Ziel ist es, die Sammlung(en) möglichst vollständig zu dokumentieren, die Informationen über die Sammlungsstücke zu sichern und bei Bedarf weiter zu ergänzen, denn eine gute Sammlung besteht nicht nur aus den Stücken selbst, sondern auch aus den vielfältigsten Angaben zur chemischem Zusammensetzung, Herkunft, zu den Fundumständen und zum Finder. Das erfordert bisweilen Detektivarbeit sowie das Entziffern von alten Handschriften in Kurrent oder Sütterlin.